Alte Saecke sehen einen Kampf
Die Alte Saeckin hat sich einen Ringkampf angesehen. Sie kam dazu wie die Jungfer zum Kind - überraschend nämlich. Eigentlich wollte sie nur zwei befreundeten Knien ausweichen und stolperte direkt vor den Ring in dem sich Folgendes abspielte:
Der Gong ertönt. Dunkles Geräusch. Trotzdem durchdringend. Die beiden Kämpferinnen schlüpfen durch die schwingenden Seile in den Ring. Die Schiedsrichterin spricht mit ihnen. Beide nicken, sind mit den Regeln einverstanden. Regeln die weise sind und wohl bedacht. Dann gehen sie in ihre Ecken.
Die Eine sitzt auf einem rohen hölzernen Schemel, die Andere auf einer Schaukel aus Blüten, Federn und Duft.
Jeder sieht, dass dies ein ungleicher Kampf werden wird.
Die dort auf ihrem Schemel: kantig, vierschrötig, mit stämmigen Gliedern. Stark ist sie, ihr Gesicht hart und unberührt wie eine Steinwüste. Sie blickt klar. Sie lächelt nicht. Ihr schwarzes Trikot ist glanz- und makellos.
Die Andere auf ihrer bunten leichten Schaukel: ein fröhliches Kind, eine zärtliche Frau. Sie trägt einen Flatterfetzen aus dünnem bunten Flickwerk. Schaukelt hin und her. Nichts Starkes an ihr, nichts Unverrückbares. Sie lächelt, lacht, scheint stets zu singen. Die Gefahr spürt sie anscheinend nicht. Hier wippt ihr Fuß, dort spielt ihre Hand an den Federn und Blüten entlang.
Es ist kaum Publikum im Saal. Die wenigen Anwesenden blicken starr, wütend, traurig, ratlos, befremdet. Der Kampf geht sie etwas an, sie wissen nur noch nicht was. Jeder könnte gewettet haben auf einen vermutlichen Ausgang. Jeder will gewinnen. Spannung knistert.
Nur die Schiedsrichterin wirkt unbeteiligt. Jetzt hebt sie die Hand:
„Mein Name ist Fügung“, sagt sie, „ich werde die Aufsicht haben über diesen Zweikampf“
Nun treten die Kontrahentinnen zu ihr. Die eine tänzelt heran, dreht sich ein paar Mal um sich selbst und bleibt lachend vor der Ringrichterin stehen.
Von der anderen Seite naht ihre Gegnerin. Unter den schweren Tritten erzittern die Bodenbretter. Sie schaut kaum auf, bewegungslos baumeln die muskulösen Arme. Kein Fünkchen, kein Glanz auf dem schwarzen Trikot.
„Gebt euch die Hand“, sagt die Fügung.
Sie begrüßen sich.
„Ring frei zur ersten Runde!“, ruft die Ringrichterin, „Leidenschaft gegen Vernunft“
Wieder erschallt der Gong. Die flache Hand der Ringrichterin fährt mit einem zischenden Schlag zwischen den Beiden nach unten. Raunend erhebt sich das Publikum halb von den Sitzen.
Da! Schon lehnt sich die Bunte an die Schwarze, lehnt sich zärtlich und lächelnd an. Ihr Gesicht schmiegt sich an die Brust der Starken. Ihre Nase ist gerade hoch genug um in der Halsgrube der Schwarzen eine erregende Spur zu wittern. Sanft streicht ihre schmale Hand über steinerne Wangen. Den freien Arm legt sie der Größeren um die Hüfte, dann fasst sie sie an der Hand und schon tanzen die beiden. Drehen sich im Kreis, sachte und gleitend. Die schweren Schritte der Schwarzen sind beflügelt von der Leichtigkeit der Bunten.
Das versteinerte Gesicht bricht auf. Sprünge entstehen. Aus den entstandenen Rissen rinnen Tränen.
„...acht, neun, zehn! Siegerin ist die Leidenschaft“, ruft die Ringrichterin ins Publikum.
Dann klettert sie zwischen den Seilen hindurch nach draußen. Den schwarzen Kapuzenmantel zieht sie enger um sich, schultert die Sense und greift nach dem Stundenglas.
„Noch nicht“, murmelt sie im Davongehen.
Der Gong ertönt. Dunkles Geräusch. Trotzdem durchdringend. Die beiden Kämpferinnen schlüpfen durch die schwingenden Seile in den Ring. Die Schiedsrichterin spricht mit ihnen. Beide nicken, sind mit den Regeln einverstanden. Regeln die weise sind und wohl bedacht. Dann gehen sie in ihre Ecken.
Die Eine sitzt auf einem rohen hölzernen Schemel, die Andere auf einer Schaukel aus Blüten, Federn und Duft.
Jeder sieht, dass dies ein ungleicher Kampf werden wird.
Die dort auf ihrem Schemel: kantig, vierschrötig, mit stämmigen Gliedern. Stark ist sie, ihr Gesicht hart und unberührt wie eine Steinwüste. Sie blickt klar. Sie lächelt nicht. Ihr schwarzes Trikot ist glanz- und makellos.
Die Andere auf ihrer bunten leichten Schaukel: ein fröhliches Kind, eine zärtliche Frau. Sie trägt einen Flatterfetzen aus dünnem bunten Flickwerk. Schaukelt hin und her. Nichts Starkes an ihr, nichts Unverrückbares. Sie lächelt, lacht, scheint stets zu singen. Die Gefahr spürt sie anscheinend nicht. Hier wippt ihr Fuß, dort spielt ihre Hand an den Federn und Blüten entlang.
Es ist kaum Publikum im Saal. Die wenigen Anwesenden blicken starr, wütend, traurig, ratlos, befremdet. Der Kampf geht sie etwas an, sie wissen nur noch nicht was. Jeder könnte gewettet haben auf einen vermutlichen Ausgang. Jeder will gewinnen. Spannung knistert.
Nur die Schiedsrichterin wirkt unbeteiligt. Jetzt hebt sie die Hand:
„Mein Name ist Fügung“, sagt sie, „ich werde die Aufsicht haben über diesen Zweikampf“
Nun treten die Kontrahentinnen zu ihr. Die eine tänzelt heran, dreht sich ein paar Mal um sich selbst und bleibt lachend vor der Ringrichterin stehen.
Von der anderen Seite naht ihre Gegnerin. Unter den schweren Tritten erzittern die Bodenbretter. Sie schaut kaum auf, bewegungslos baumeln die muskulösen Arme. Kein Fünkchen, kein Glanz auf dem schwarzen Trikot.
„Gebt euch die Hand“, sagt die Fügung.
Sie begrüßen sich.
„Ring frei zur ersten Runde!“, ruft die Ringrichterin, „Leidenschaft gegen Vernunft“
Wieder erschallt der Gong. Die flache Hand der Ringrichterin fährt mit einem zischenden Schlag zwischen den Beiden nach unten. Raunend erhebt sich das Publikum halb von den Sitzen.
Da! Schon lehnt sich die Bunte an die Schwarze, lehnt sich zärtlich und lächelnd an. Ihr Gesicht schmiegt sich an die Brust der Starken. Ihre Nase ist gerade hoch genug um in der Halsgrube der Schwarzen eine erregende Spur zu wittern. Sanft streicht ihre schmale Hand über steinerne Wangen. Den freien Arm legt sie der Größeren um die Hüfte, dann fasst sie sie an der Hand und schon tanzen die beiden. Drehen sich im Kreis, sachte und gleitend. Die schweren Schritte der Schwarzen sind beflügelt von der Leichtigkeit der Bunten.
Das versteinerte Gesicht bricht auf. Sprünge entstehen. Aus den entstandenen Rissen rinnen Tränen.
„...acht, neun, zehn! Siegerin ist die Leidenschaft“, ruft die Ringrichterin ins Publikum.
Dann klettert sie zwischen den Seilen hindurch nach draußen. Den schwarzen Kapuzenmantel zieht sie enger um sich, schultert die Sense und greift nach dem Stundenglas.
„Noch nicht“, murmelt sie im Davongehen.
schreiben wie atmen - 2. Okt, 06:41
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