Alte Saecke lassen verstummen.
Straßenbahn 15:30 Uhr, heute.
Die Alte Saeckin befestigt ihren Drahtesel und belegt einen Sitzplatz in einem freien Vierercarree.
Auftritt dreier Jugendlicher um die 12/13 Lenze.
Erster: "Äi, Alda, vermisch grossmudda, hä?"
Zweiter (neben Alter Saeckin sitzend): "Arsch Äi"
Dritter: "hähä..."
Die Alte Saeckin stellt sich auf eher lästige Zugfahrt ein.
Erster zu Zweitem: "Gehsch heut Spielhalle?"
Dritter: "Awwa, der schwult bei Kicker rum"
Zweiter: "Geh bei mein bunny Alda"
Erster (mit rotzfrechem Blick in Richtung Alte Saeckin): "Geb zu gesch du bei Großmutter"
Die Alte Saeckin holt tief Luft und will eben zu einer kleinen Rede anheben, als das Telefon klingelt. Eine Freundin erzählt von einem Text den sie just zwecks Lektorat schicken wolle, dies aber nicht könne, weil nach einem Festplattendesaster all ihre Adressen weg seien. Die Alte Saeckin versucht wortreich zu erklären, wie die Freundin wieder an ihr Adressbuch gelangen kann. Diese jedoch stellt sich bockig und unwissend, und verlangt die sofortige Herausgabe der altsaeckischen e-mail-Adresse. Da die Alte Saeckin keine Lust verspürt sich mit IQ-defizitären Nachrichten der umsitzenden Minderjährigen herumzuärgern verzichtet sie darauf, diese Adresse bekanntzugeben. Schließlich kommt ihr eine Idee.
Alte Saeckin: "Guck doch auf meinem blog vorbei, da findest Du die Adresse auch"
Freundin: "blog?"
Alte Saeckin: "Ja, blog, weblog, meine Internetpräsenz..., die Adresse hab ich dir schon x-mal aufgeschrieben"
Freundin: "Internetpräsenz...?"
Alte Saeckin: "Oh Liebste, vergiss es, ich maile Dir, sobald ich daheim bin, ich schicke Dir auch gleich einen link mit wo du gucken kannst, wie du deine verlorenen Inhalte wiederkriegst, bis denn, Küsschen"
Die Alte Saeckin verstaut das Telefon. Um sie herum Schweigen. Sie zückt ihr Buch, ohne ernsthaft auf das Andauern der segensreichen Stille zu hoffen. Schweigen. Sie versucht sich auf den Text zu konzentrieren, noch immer Stille. Sechs minderjährige Augen starren sie an. Kälberaugen. Die Alte Saeckin weiß nicht was geschehen ist. Sie kann die Stille nicht genießen. Was ist auf einmal mit diesen Jungrüpeln los? Langsam, ganz langsam stellt sich die Erkenntnis ein. Diese drei Halbwüchsigen erlebten vielleicht gerade eine Situation, die in ihrer eigenen Kindheit vielleicht entstanden wäre, wenn die Oma der Alten Saeckin eines schönen Tages mit einer Ledermontur bekleidet auf eine Harley gestiegen und davon gebraust wäre.
Am Ende der schweigsamen Fahrt klipste die Alte Saeckin die Satteltaschen ans Rad und schickte sich an, die Bahn zu verlassen. Sechs minderjährige Hände griffen beherzt zu und halfen ihr und dem Veloziped auf den Bahnsteig. Sie wehrte sich nicht, sie sagte auch nicht, dass sie es sehr gut alleine schaffen würde. Sie lächelte vielmehr und sagte ganz freundlich und mit einem kleinen gebrechlichen Unterton "Danke".
Vier Menschen hatten sich getroffen und einander nach Kräften verblüfft. Völlig unabsichtlich.
Die Alte Saeckin befestigt ihren Drahtesel und belegt einen Sitzplatz in einem freien Vierercarree.
Auftritt dreier Jugendlicher um die 12/13 Lenze.
Erster: "Äi, Alda, vermisch grossmudda, hä?"
Zweiter (neben Alter Saeckin sitzend): "Arsch Äi"
Dritter: "hähä..."
Die Alte Saeckin stellt sich auf eher lästige Zugfahrt ein.
Erster zu Zweitem: "Gehsch heut Spielhalle?"
Dritter: "Awwa, der schwult bei Kicker rum"
Zweiter: "Geh bei mein bunny Alda"
Erster (mit rotzfrechem Blick in Richtung Alte Saeckin): "Geb zu gesch du bei Großmutter"
Die Alte Saeckin holt tief Luft und will eben zu einer kleinen Rede anheben, als das Telefon klingelt. Eine Freundin erzählt von einem Text den sie just zwecks Lektorat schicken wolle, dies aber nicht könne, weil nach einem Festplattendesaster all ihre Adressen weg seien. Die Alte Saeckin versucht wortreich zu erklären, wie die Freundin wieder an ihr Adressbuch gelangen kann. Diese jedoch stellt sich bockig und unwissend, und verlangt die sofortige Herausgabe der altsaeckischen e-mail-Adresse. Da die Alte Saeckin keine Lust verspürt sich mit IQ-defizitären Nachrichten der umsitzenden Minderjährigen herumzuärgern verzichtet sie darauf, diese Adresse bekanntzugeben. Schließlich kommt ihr eine Idee.
Alte Saeckin: "Guck doch auf meinem blog vorbei, da findest Du die Adresse auch"
Freundin: "blog?"
Alte Saeckin: "Ja, blog, weblog, meine Internetpräsenz..., die Adresse hab ich dir schon x-mal aufgeschrieben"
Freundin: "Internetpräsenz...?"
Alte Saeckin: "Oh Liebste, vergiss es, ich maile Dir, sobald ich daheim bin, ich schicke Dir auch gleich einen link mit wo du gucken kannst, wie du deine verlorenen Inhalte wiederkriegst, bis denn, Küsschen"
Die Alte Saeckin verstaut das Telefon. Um sie herum Schweigen. Sie zückt ihr Buch, ohne ernsthaft auf das Andauern der segensreichen Stille zu hoffen. Schweigen. Sie versucht sich auf den Text zu konzentrieren, noch immer Stille. Sechs minderjährige Augen starren sie an. Kälberaugen. Die Alte Saeckin weiß nicht was geschehen ist. Sie kann die Stille nicht genießen. Was ist auf einmal mit diesen Jungrüpeln los? Langsam, ganz langsam stellt sich die Erkenntnis ein. Diese drei Halbwüchsigen erlebten vielleicht gerade eine Situation, die in ihrer eigenen Kindheit vielleicht entstanden wäre, wenn die Oma der Alten Saeckin eines schönen Tages mit einer Ledermontur bekleidet auf eine Harley gestiegen und davon gebraust wäre.
Am Ende der schweigsamen Fahrt klipste die Alte Saeckin die Satteltaschen ans Rad und schickte sich an, die Bahn zu verlassen. Sechs minderjährige Hände griffen beherzt zu und halfen ihr und dem Veloziped auf den Bahnsteig. Sie wehrte sich nicht, sie sagte auch nicht, dass sie es sehr gut alleine schaffen würde. Sie lächelte vielmehr und sagte ganz freundlich und mit einem kleinen gebrechlichen Unterton "Danke".
Vier Menschen hatten sich getroffen und einander nach Kräften verblüfft. Völlig unabsichtlich.
schreiben wie atmen - 15. Apr, 17:58
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