16
Feb
2008

Alte Saecke sind peinlich ...

... und können dabei manchmal lachen.
Früher war ich der unerschütterlichen Überzeugung, dass man mit Fünfzig entweder die Welt in der Tasche, oder die Kiste namens Leben eh an die Wand gefahren hat.
Jetzt aber ist das gar nicht an dem. Das versuche ich nun den jüngeren Mitgliedern meines Bekannten und Verwandtenkreises schonend nahe zu bringen. Wichtig finde ich das deswegen, weil man sich als alternde alte Saeckin in einer immer mehr in die Überalterung steuernden Gesellschaft positiv einbringen sollte. Warum nicht indem man die mühselig und mit viel Heulen und Zähneklappern angehäufte Lebenserfahrung an die jüngere Generation weitergibt? Was soll man denn sonst auf seine grüne Existenzberechtgungskarte (die ja ab 2009 von jedem FuffzichPlusser mitgeführt und auf Verlangen vorgezeigt werden muss!!) draufschreiben? Nützlichkeitsnachweise werden also in naher Zukunft höchst gefragt sein.
Ich jedenfalls habe mich nach dieser gehabten Erkenntnis spornstreichs ans Werk gemacht. Tatsächlich fand ich nach längerem Suchen auch ein jugendliches Ohr das offenbar bereit war zu lauschen. Der junge Mann saß entspannt auf einer Parkbank, nickte mir lächelnd zu, lehnte sich dann zurück und lauschte meiner Ansprache, während er seinen Blick über grüne Wiesen gleiten ließ und die Vorübereilenden betrachtete.
Ich sprach zu ihm:
"Wissen sie, als ich in ihrem Alter war..."
Er nickte hin und wieder und wir hatten eine angenehme halbe Stunde in der ich ihm meine Weltsicht darlegte, während er sich der Naturbetrachtung hingab und meine Worte auf sich wirken ließ.
Wenig Augenblicke nachdem ich geendet hatte erhob er sich, nickte mir lächelnd zu schickte sich an zu gehen. Ich bedankte mich bei ihm für seine Aufmerksamkeit und er zog ein eingeschweißtes Kärtchen aus seiner Anoraktasche:
"Ich bin taubstumm. Wenn sie mir etwas mitteilen wollen können sie das gerne schriftlich tun"
Schon hielt er mir eine kleine Tafel hin an deren Seite ein spitzes Stäbchen steckte.
Verwirrt schrieb ich auf die Tafel: "Einen schönen Tag noch".
"Danke schöjn, ihnen auch" schrieb der junge Mann, nachdem er meinen Schriftzug durch Herausziehen des Mittelteils gelöscht hatte.
Er winkte noch einmal bevor er sich abwandte.
Ich lauschte meinen Worten hinterher. Wie hatte ich noch angehoben?
"Wissen sie, als ich in ihrem Alter war ..."
Mein Großvater fiel mir ein und die von mir tief empfundene Peinlichkeit, wenn er einen meiner Freunde erwischte damals und ihn zur Seite nahm und zu ihm sagte:
"Wissen sie, als ich in ihrem Alter war..."
798 mal gelesen
rinpotsche (Gast) - 16. Feb, 19:30

Früher

Weißt Du, was das eigentlich Schlimme daran ist? Dass die Jungs, wenn frau sie ansprach, nicht so getan haben, als wären sie taubstumm.

bonanzaMARGOT - 19. Feb, 13:22

ich habe noch fünf jahre,

dann bin auch ich fünfzig. fünf jahre sind nur noch z.b. fünfmal den irrsinn weihnachten erleben. in fünf jahren sind die nächsten fußballweltmeisterschaften bereits vergangenheit, und angela merkel hoffentlich auch - unsere bundeskanzlerin. ist die nicht schon fünfzig? also, wenn ich fünfzig bin, habe ich sicher noch mehr blödsinn zu erzählen als jetzt. spätestens mit fünfzig sollte man kabarettist werden. dann ist es egal, wie peinlich es ist, was man zu sagen als wichtig erachtet. auch hat man dann ganz ohne worte einen gewissen unterhaltungwert, wenn man schaut, grinst und das gesicht verzieht, als wäre man von der welt gereift ... und so reif, wie man ist, so abgeklärt und weise also ungeheuer wichtig. hat man(n) oder frau es auch nicht zum manager geschafft, um so viel steuern bezahlen zu müssen, dass man sie hinterziehen muß, so ist man quasi automatisch etwas höheres vom leben geweihtes. bereits heute, fünf jahre vorher, sitze ich ganz anders auf den barhockern. selbstbewußt bestelle ich mein bier bei menschen, die meine kinder sein könnten. und gleichzeitig lege ich diese ausdrucksstärke in meinen blick, der da sagt: dieses bier habe ich mir sauer verdient ... da mußt du erstmal hinkommen.
nein, ich bin nicht überheblich, keineswegs - ich bin geistig gewachsen, geistig reif, während die meisten um mich herum noch furchtbar grün hinter den ohren sind. so denke ich und trinke genüsslich mein bier, kann ich doch bereits auf eine erhebende lebensgeschichte zurück blicken ... sie fällt mir nur gerade nicht ein; aber sie muß erhebend sein, schließlich bin ich jenseits der vierzig, da sind manche menschen staatsminister, haben als spitzensportler bereits wieder abgedankt oder haben so viel geld in ihrem leben gemacht, dass sie auf großen jachten dingsbums feiern können ... . ich dagegen blieb immer bescheiden. darum fühle ich mich auch besonders überlegen. ich brauche den erfolg nicht, ich muß nicht reich sein; reich sein ist nur anstrengend.
ja, eigentlich bin ich mit meinen 45, wie ich an der bar sitze und vor mich hin sinnierend mein bier trinke, längst 50. mehr als fünfzig. ich bin ein naturtalent an altersweisheit. ich könnte alles haben, denke ich, aber ich brauche es nicht. ich könnte sogar die knackige bedienung mausen, wenn ich wollte ... sie lächelt mich stets an, wenn ich mein nächstes bier bestelle - ich bin sicher, dass sie meine innere schönheit, ausgeglichenheit und ruhe bewundert. wahrscheinlich ist sie sogar ein wenig verliebt in mich. "was für ein mann!" wird sie denken.
na ja, werde ich mal zahlen. ich will meine umgebung nicht länger demütigen. ich will erst gar nicht zu viel neid auf meine überlegenheit aufkommen lassen. ich weiß genau, wann es zeit ist zu gehen. und du müßtest mir mal dabei zuschauen, wie ich vom barhocker heruntersteige, lässig lächelnd, mit meinen augen in einem fernen nirgendwo ...
that`s it, alte säckin. taubstumme schrecken mich nicht ab.

bon.

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